Der bilingual deutsch-französische Bildungsgang

Der bilingual deutsch-französische Bildungsgang wird in Deutschland vor allem an Gymnasien angeboten. Er wurde primär für Kinder aus Familien ohne frankophonen Hintergrund konzipiert. Vorkenntnisse der französischen Sprache sind also nicht erforderlich. Selbstverständlich können auch frankophone Kinder von diesem Angebot Gebrauch machen.

Kennzeichen des Bildungsgangs

Der Bildungsgang kann sich in einzelnen Bundesländern leicht voneinander unterscheiden. Im Folgenden werden deshalb die in fast allen Bundesländern geltenden Grundprinzipien dargestellt.

Sekundarstufe I:

Klassen 5 und 6: verstärkter Französischunterricht

Klasse 7: zweisprachiger Unterricht in einem Sachfach, meist in Erdkunde, mit erhöhter Stundenzahl

Klasse 8: Einsetzen eines weiteren zweisprachig unterrichteten Fachs, z.B. Geschichte oder Politik/Sozialkunde

Klasse 9: evtl. ein drittes zweisprachiges Unterrichtsfach

Klassen 5 bis 9: schrittweise Erhöhung der fremdsprachlichen Unterrichtsanteile in den Sachfächern mit zunehmender Sprachkompetenz.

Der Lehrplan in den Sachfächern entspricht in allen Fächern dem des auf Deutsch unterrichteten Fachunterrichts mit einer leichten Betonung der Raumbeispiele oder der historischen Schwerpunktsetzung auf den frankophonen Raum.

 

Sekundarstufe II:

Jahrgangsstufe 10 (Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe): Grundkurs Französisch und zwei weitere bilinguale Fächer, meist Geschichte und Geographie

Jahrgangsstufen 11 und 12: Leistungskurs Französisch, ein weiteres bilinguales Fach bis zum Abitur

– Abiturprüfung: schriftlich im Leistungskurs Französisch und schriftlich oder mündlich im bilingualen Grundkurs.

 

Abibac

Seit 1995 wird aufgrund eines zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen Abkommens an einer wachsenden Anzahl von Gymnasien das Abibac angeboten. Darunter versteht man den gleichzeitigen Erwerb der deutschen allgemeinen Hochschulreife und des französischen Baccalauréat.

Die Absolventen belegen neben dem LK Französisch zwei bilinguale Sachfächer und schreiben auch in einem der beiden Sachfächer eine schriftliche Abiturarbeit. Außerdem findet eine 30minütige mündliche Prüfung in Französisch in Anwesenheit eines/einer französischen Prüfungsbeauftragten statt. Diese/r legt die Noten für die französischsprachigen Prüfungsteile unabhängig von den deutschen Noten fest.

Am Ende der erfolgreich abgelegten Prüfungen wird von der deutschen bzw. in Deutschland von der französischen Schulaufsicht ein Abiturzeugnis bzw. ein diplôme du baccalauréat ausgehändigt.

Bilinguales Abitur

An allen Gymnasien mit zweisprachig deutsch-französischem Zug besteht die Möglichkeit, ein bilinguales Abitur zu absolvieren.

Genauere Informationen zum Abibac, zum bilingualen Abitur sowie zu weiteren Qualifikationen finden Sie in der Übersicht Abschlüsse und Qualifikationen im bilingualen Bildungsgang.

Weitere Formen des bilingualen Lernens

Neben dem bilingualen Bildungsgang nach obigem Muster sind in den Bundesländern weitere Formen bilingualen Lernens verbreitet, die allerdings nicht auf deutsch-französischen Vereinbarungen beruhen und nicht zu binationalen Abschlüssen führen.

Hierzu gehören insbesondere die so genannten „bilingualen Module“, die zeitweise in verschiedenen Fächern den deutschsprachig erteilten Unterricht ergänzen.

In einigen Bundesländern kann fremdsprachig erteilter Unterricht in einem Sachfach, z.B. in Biologie, die Belegverpflichtung für die Fremdsprache ersetzen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um bilingualen Unterricht, sondern um die Verwendung einer Fremdsprache als Arbeitssprache im Sinne einer „lingua franca“, also einer über kulturelle Grenzen hinweg verwendeten Sprache, bei der die interkulturellen Aspekte weitgehend unbeachtet bleiben, während diese im bilingualen Unterricht eine wesentliche Rolle spielen.

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